Was wir sehen

Im ausgehenden Zeitalter der fossilen Energieträger spielen die Rohstoffe Kohle und Erdöl eine große Rolle. Evolutionär über viele Millionen Jahre aus Tier- und Pflanzenresten entstanden, stellen sie mit die kompaktesten und energiereichsten Elemente dar.

Durch die Inkohlung von frischem Pflanzenmaterial zu Huminsäuren und Torf, entstand über diesen langen Zeitraum Braunkohle, Steinkohle, Anthrazit und Graphit.

Nanostrukturen von kristallisierter Kieselsäure in Schachtelhalmfasern und Graphitfaltungen.

Röntgenmikroskopie, Archivtinte auf Papier
Installation

Fülle / Leere

Zwischen den beiden formalen Aspekten – der Leere, die auch Projektionsfläche ist und der Fülle der Natur, die zunehmend durch den Klimawandel gefährdet ist – eröffnet die Ausstellung mit Werken von acht Künstlerinnen und Künstlern einen visuell erfahrbaren Denkraum. Kuratiert von Christin Wilcken werden Werke gezeigt, die sich mit Aspekten der Natur und Naturerfahrung auseinandersetzen. Dabei geht es um die Beziehung der Menschen zur Natur ebenso wie um deren Eigensinn und Gefährdung. Die Sehnsucht nach ungehindertem Konsum und der Verzicht darauf werden ebenso thematisiert, wie widersprüchliche Erfahrungen von Gewinn und Verlust.

Ausstellungsansicht Kunstverein Circus Eins, Putbus, Rügen

Les taches aveugles

Als Blinder Fleck wird in der Augenheilkunde die Stelle des Gesichtsfelds bezeichnet, auf die sich jeweils die Austrittsstelle des Sehnervs im Außenraum projiziert. Er wurde im Jahr 1660 von dem französischen Naturforscher Edme Mariotte entdeckt. Er präsentierte seine Entdeckung am französischen Königshof, indem er mit einem Versuch eine kleine Münze scheinbar magisch zum „Verschwinden“ brachte. Publiziert hatte er seine Entdeckung in Nouvelle découverte touchant la vue (Paris 1668).
Installation Matjö, Raum für Kunst

Phase Space

elective affinity

Für die Enterventionale hat sich Ilka Helmig mit den Botanischen Gärten der Bonner Universität auseinandergesetzt, die eine Art Gegenpol zur Laborforschung der Universität darstellen: Zwischen Museum und angewandter Wissenschaft steht hier die organische Materie im Mittelpunkt und ist in ihren lebendigen Wechselbeziehungen und Wandlungsphasen erfahrbar. Die dominierenden Faktoren zum Zeitpunkt der Entervention sind die kurzen Tage und die früh eintretende Dunkelheit. In Auseinandersetzung mit der an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Sammlung, Forschung und Gartenarbeit angesiedelten Station, hat Ilka Helmig Leuchtkästen entworfen, die sich in der Formensprache der Tradition des auf Erkenntnis hoffenden Blicks bedienen, ihn aber herausfordern und letztendlich verwehren. Findlinge aus der Sammlung, dem Garten und den ihn umgebenden alltäglichen zivilisatorischen Strukturen erscheinen wie Ergebnisse bildgebender Forschungsverfahren. Die Erkenntnis? Nichts ist wie es scheint. Der Gewinn? Den eingefahrenen, einordnenden Blick in Bewegung zu versetzen, das Spiel und die Beweglichkeit im Denken, Erkennen und Identifizieren zu fördern und dadurch zu ermöglichen, einen frischen Blick auf die uns umgebende Welt zu richten.

Magali Wagner

en collaboration #1

Ausstellungsansicht
Espace Immanence, Paris

en collaboration ist ein Ausstellungsprojekt, das den Arbeitsprozess der beteiligten Künstler in Form einer sich verändernden Installation zeigt. Ilka Helmig und Ernst Stark formulieren dabei Aspekte ihrer Arbeit, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Frage des Sichtbaren beschäftigen. 
Naturwissenschaftliche, historische und kulturelle Ereignisse bilden hierbei eine Grundlage für die bildnerische Erweiterung des Kontextes hin zu einer autonomen Erzählung von Phänomen und Möglichkeit.

Sound Cloud

Sound Clouds, 2019–2023: Aerodynamische Phonetik, 1962. Die deutsche Kunsterzieherin Johanna Zinke entwickelt ein Verfahren, die Aussprache unterschiedlichster menschlicher Laute fotografisch sichtbar zu
machen. Der gesprochene Laut ist somit nicht nur ein akustisches Ereignis sondern bildet zudem kurzzeitig eine dreidimensionale Form, die an Visualisierungen aus Strömungslehre und Chaosforschung denken lässt.

Durch den Vorgang des Sprechens wird Luft durch die Spachlippen gepresst und in Form von strukturierten Luftwirbeln an die Umgebung abgegeben. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Verwirbelungsformen der gesprochenen Laute reproduzierbar sind.

 

Rizosphere

Graphit, Tusche und Projektion auf Leinwand und Holz,
Archivtinte auf Papier

Rhizosphere (deutsch Rhizosphäre) bezeichnet den unmittelbar durch eine lebende Wurzel physikalisch, chemisch oder biologisch beeinflussten Raum in der Erde und wird stark durch Stoffe geprägt, die von der Pflanze abgegeben werden, sogenannte Exsudate. Insbesondere durch die abgegebenen Exsudate und die besseren pH-Wert-Bedingungen zeichnet sich die Rhizosphäre durch eine zumeist wesentlich höhere Organismen-Besatzdichte aus (5 bis 50-fach), dieses Phänomen wird als Rhizosphäreneffekt bezeichnet. Die Rhizosphäre ist ein wichtiger  Lebensraum für unterschiedlichste Biozönosen die vor allem aus Nematoden, Pilzen und anderen Mikroorganismen bestehen

Faltung

Archivtinte auf Papier

Grazer Durchmusterung

Graz ist eine Stadt, in der Kultur, Religion und Wissenschaft eine lange Tradition haben. Über Jahrhunderte hinweg standen sie in engem Austausch, sorgten aber auch für kontroverse Debatten sowie weltanschauliche Diskurse. Zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert entstanden in Graz mehr als 60 Sakral­bauten, von denen der überwiegende Teil noch heute erhalten ist. Die Liste der Kirchen umfasst ca. 60 katholische, ca. 5 evangelische, einige koptische und orthodoxe Kirchen, 7 Moscheen und eine Synagoge. Die meisten Sakralbauten besitzen einen oder mehrere Türme. Der Turm als Sakralbauelement entstand erst im 11. Jahrhundert und wird als himmelsgewandter Teil der Kirche betrachtet, der in der Gothik einen architektonischen Höhepunkt erfuhr. Darüber hinaus diente der Kirchturm als akkustisches Signal in Form eines Glockenturms und als weithin sichtbare Landmarke.

Die Standorte der Kirchen folgen einer gewachsenen Struktur und ähneln kartografisch der Poisson-Verteilung (Loi de Poisson) nach dem französischen Mathematiker Siméon Denis Poisson (1781–1840). Diese Verteilungsstruktur nach Poisson findet man bei zufällig angeordneten Partikeln oder Ereignissen, z.B. in der Biologie oder in der Astronomie. Sie beschreibt eine Regel zu deren wahrscheinlicher Anordnung.

Kartografie der Kirchtürme in Graz
Graphit auf Papier
150 x 135 cm
2018

Assembled Spaces

In their UK debut exhibition Assembled Spaces artists Nina Brauhauser, Ilka Helmig and Tine Bay Lührssen aim to unsettle our perception of forms in space. Superficial visual appearances are thrown into confusion through precise physical arrangements of objects, images and projections.

The three artists propose a contemporary strategy for making and exhibiting art that is deeply informed by Danish Situationist artist, Anger Jorn’s (1914–1973), impossibilities, of perception because of his belief in the existence of simultaneous realities.

Brauhauser, Helmig and Lührssen — who live and work between Germany, France and Denmark — use stripped-back abstraction, sculptural geometry ans playful perspectival arrangements draw out their works formal relationships and associations. The exhibition comprises a series of interrelated works or, what the artist’s call ’spacial modules‘. cast light on almost unnoticed connections between photography, drawing and installation. The artists see these as expansions of the disciplines. Hinging on the impact of NewMedia on ways of seeing, understanding and connecting to the world ‚Assembled Spaces‘ combines digital, technological and formal innovation. It allows for real and imagery worlds to intersect, refracting our perception of the relationship between spaces and images.

Supported by the Danish Arts Foundation, Ministry of Cultural and Science of North-Rhine-Westfalia, Arts Council England

Memory Image

Cosmic Latte

Cosmic Latte bezeichnet den Durchschnittsfarbwert des Universums, welcher von einem Team von Astronomen der Hopkins Universität berechnet wurde.
Zunächst ermittelten die beiden Wissenschaftler Glazebrook und Baldry ein blasses Grün (Cosmic Spectrum Green); sie korrigierten ihre Berechnungen 2002 in einem Papier, in dem sie den Farbton als ein helles Beige beschrieben. Die Berechnung basiert auf der Auswertung des Lichtspektrums von mehr als 200.000 Galaxien im Rahmen einer Rotverschiebungsstudie. Der Hexadezimalwert im RGB-Farbraum für den Farbton Cosmic Latte ist FFF8E7. Der Name entstand durch einen von Glazebrook unter Kollegen ausgeschriebenen Namenswettbewerb und ist die offizielle Bezeichnung des ermittelten Farbtons.

Expansion

Tusche auf Papier
50 x 40 cm

Soundcheck

Die Arbeit Soundcheck visualisiert den Luftzug während einer Soundinstallation, bei der eine im Luftzug leicht schwingende Metallplatte durch Verstärker einen Ton erzeugte. Die Schwingung der Luft wird durch die Abbildung und Dokumentation der Staubpartikelströmungen sichtbar und zeigt das Soundumfeld in Form einer visuelle Komposition.

Discrete Wiring

 

 

Infinity

Bonner Durchmusterung

Fotografie, Archivtinte auf Papier
Kartonobjekte

Zwischen 1852 und 1862 wurde von Friedrich Wilhelm Argelander, Adalbert Krüger und Eduard Schönfeld an der Sternwarte der Universität Bonn die „Bonner Durchmusterung“ in Form eines visuellen Sternatlas erstellt, der Sternmessungen des nördlichen Sternenhimmels beinhaltet. Es ist der erste Sternenatlas, der die zufällige Verteilung der Himmelskörper systematisch katalogisiert und dokumentiert. Das Projekt wurde später an der Sternwarte Córdoba in Argentinien durch den südlichen Himmelspol ergänzt.

Laut aktuellen Schätzungen städtischer Entsorgungsbetriebe befinden sich in stark frequentierten Stadtvierteln von Großstädten pro Quadratmeter zwischen 35 und 80 Kaugummi-flecken auf dem Asphalt. Diese willkürlich weggeworfenen und festgetretenen Partikel folgen einer chaotisch zufälligen Veteilung auf dem Boden.

Reference

Archivtinte auf Papier

Phenotype

Ausstellungsansicht
Ludwig Forum Aachen